23. September 2019

Warum gehen nicht wenige Unternehmen das Thema Digitalisierung nicht konsequenter an?

Aus meiner Tätigkeit gewinne ich den Eindruck, dass zwar alle über das Thema Digitalisierung reden, doch noch zu wenig konsequent angehen. Zumindest selten auf strategischer Ebene. Es würde mich interessieren, wie ihr die Situation einschätzt, welche Erfahrungen ihr macht.

2 Antworten

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Liebe Experten

Es gibt IMHO eine Menge unterschiedlichster Gründe, weshalb Unternehmen das Thema "Digitalisierung" nicht konsequenter angehen. Das beginnt schon damit, dass mit "Digitalisierung" der bestehenden Prozesse (durch neue Geräte, Software etc.) noch sehr wenig gewonnen ist. Wie andere hier schon geschrieben haben, fehlt dann die notwendige "Vorarbeit" - nämlich das kritische Überprüfen der Marktsituation, der eigenen Produkte/Dienstleistungen, die strategische Ausrichtung, Werte, Ziele, ein/e Verantwortliche/r, der mit Energie & Freude und Rückhalt des VR das Thema voranbringt etc. etc.

Die Unternehmen, welche ich von innen kenne und Mühe mit der "Digitalisierung" haben, sind irgendwie "mutlos":

  • Zu mutlos - um die in der Vergangenheit (sehr) erfolgreichen Handlungsweisen und Produkte/Dienstleistungen zu hinterfragen (Komfortzone...),
  • Zu mutlos - um flexible Arbeitszeiten und -Formen einzuführen (wir arbeiten in Projekten, da...
Marc F.
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Ich hatte das Thema Digitalisierung in einem anderen Kontext hier schon einmal aufgegriffen: Link.

Da ich die Unterscheidung der Begrifflichkeiten durchaus sehr wichtig finde, habe ich den Beitrag teilweise übernommen.

Denn ich würde zunächst einmal zwischen Digitalisierung und Digitaler Transformation unterscheiden.

a) Digitalisierung heisst im Prinzip nichts anderes wie bestehende Prozesse komplett digital umzusetzen, also Medienbrüche zu vermeiden und dadurch (idealerweise) die Effizienz steigern zu können.

Das kann man sicherlich ganz unterschiedlich angehen. Als Unternehmensweite Strategie oder auch nur auf Abteilungslevel. Wenn jeder für sich ein wenig schaut, dann braucht es dafür m.E. nach gar nicht zwingend eine unternehmensweite Initiative.

b) Die digitale Transformation ist da schon etwas anderes. Das ist für mich mehr die Frage, welches Geschäftsmodell ein Unternehmen weiterverfolgt, wenn die Technik mehr und mehr unser Leben umfassen und hoffentlich unterstützen wird. Nicht selten geht es dabei um die Kannibalisierung eigener und existierender Geschäftsmodelle. Für mich braucht es dafür eine unternehmensweite Strategie und Initiative.

Und nun zu deiner Frage, die Marc - wie ich finde - schon recht treffend beantwortet hat. Ich möchte da noch ein paar eigene Gedanken anfügen.

Die meisten Unternehmen handeln für mich nach zwei Maximen:

  • "das haben wir schon immer so gemacht'"
    Häufig aus einem klassischen Umfeld mit wenig Dynamik stammend, z.B. Industrieunternehmen. Prozesse und Strukturen stehen dort über allem, Innovation ist eher schwierig, da man diese genau planen will. Neues ist allgemein eh schwierig, da es gegen Grundwerte verstösst, bestehendes als hohes Gut zu werten, das nicht einfach so umgestossen werden darf.
  • "höher, weiter, schneller"
    Hier zählt eigentlich nur eins, das Ergebnis am Ende. Digitalisierung wird hier nicht selten dazu verwendet, um Kosten einzusparen und damit das Ergebnis zu erhöhen. Konsequenz: Mitarbeitende sind nicht unbedingt Feu...
Ralf M.
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